Tell Me Your Desire and I’ll Tell You Who You Are

08 Jan 2021

Kann sexuelle Orientierung etwas über den Charakter eines Menschen sagen? Nein, du bist nicht bei einem Psychologiequiz gelandet.

Artikel von Nookie Nest
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ber geliebte Spielweisen oder Fetische gehören genauso zu einer Persönlichkeit wie das Lieblingsessen oder die Lieblingsfarbe. Die geheime Begierde oder der Fetisch sagt viel darüber aus, wer du bist oder wie du sein willst.

Reiz sexueller Phantasien

Sexuelle Orientierung ist ein Sammelbegriff für sexuelle Vorlieben, Neigungen und Phantasien, welche sich in entsprechenden sexuellen Verhaltensweisen äußern können. Alle – zumindest die meisten – Menschen haben diese eine sexuelle Phantasie, die sie unbedingt ausleben möchten oder mögen bestimmte Sachen lieber beim Sex als andere. Für die einen hat Sex ganz viel mit Gefühlen zu tun, für andere ist es das Erleben und Entdecken seiner eigenen Lust. Der eine definiert sich ganz über seinen Fetisch, der andere mag am liebsten diese eine Stellung beim Orgasmus.

All diese Dinge haben auf den ersten Blick nichts mit Psychologie zu tun – aber wie so häufig, können kleine Dinge viel über die Persönlichkeit aussagen. Mit sexuellen Orientierungen und Neigungen von Menschen beschäftigen sich Wissenschaftler schon seit einiger Zeit. Hier einige Beispiele:

  • Sigmund Freud beschäftigte sich schon 1905 mit der Frage, ob eine sexuelle Orientierung angeboren oder anerzogen ist. Er diskutierte dies in „Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie“.
  • Früher galt Homosexualität als eine sexuelle Störung. Noch in den 1950er Jahren gab es Ansätze, die sexuelle Orientierung zu therapieren und medizinisch behandeln zu können, zum Beispiel mit Elektroschock-Therapie. Allerdings wird Homosexualität häufig auch bei Tieren beobachtet. Wissenschaftliche Untersuchungen und Diskussionen zu dem Thema sind zu finden in „Sexual Orientation, Controversy and Science“ von Bailey et al. (2016).
  • Schmitt und Buss („Sexual Dimensions of Person Description:Beyond or Subsumed by the Big Five? Journal of Research in Personality“) stellten sich im Jahr 2000 die Frage, ob sich zu Persönlichkeitsmerkmalen auch sexuellen Orientierungen zuordnen lassen. In einer groß angelegten Studie mit Probandenbefragungen konnte diese Antwort bejaht werden. Unterstützt wird dies durch eine Umfrage des Sextherapeuten Lehmiller, welcher Fantasien zu sexuellen, politischen und religiösen Neigungen untersucht und sie Persönlichkeitsmerkmalen zugeordnet hat. Mehr dazu in seinem Buch „Tell Me What You Want: The Science of Sexual Desire and How It Can Help You Improve Your Sex Life“ (2018). Er betreibt auch den Blog „Sex and Psychology“ (www.lehmiller.com)
Neugierige, kreative und erfinderische Menschen sind häufig offen für neue Erfahrungen

Was sagt die Wissenschaft?

Die Wissenschaft scheint sich also einig: Persönlichkeit und sexuelle Fantasien haben etwas miteinander gemeinsam. Lehmiller konnte in seiner Studie folgende Merkmale ausmachen:

  • Eine generell extrovertierte Person ist offen gegenüber ihrem Umfeld und verbringt gerne Zeit mit anderen. Es ist also keine Überraschung, dass solche Menschen auch beim Sex für viele Themen offen sind und viele Fantasien haben. Interessant ist aber, dass Introvertierte ihre Phantasien häufiger umsetzten als Extrovertierte und eher zu ungewöhnlichen Vorlieben und Fetischen neigen.
  • Liebenswürdigen Menschen ist das gemeinsame Erlebnis wichtig. Sie kümmern sich gerne um ihren Partner und stellen deren Bedürfnisse vor Ihre eigenen.
  • Detailverliebte und gewissenhafte Menschen leben Ihre Detailverliebtheit auch gerne in ihren Phantasien und im Bett aus. Sie neigen allerdings weniger zu extremen Fantasien.
  • Menschen mit neurotischen Tendenzen haben häufig einen stressigen Alltag und suchen in der Sexualität häufig nach einem Gegengewicht. Nicht das Träumen von konkreten Phantasien, sondern das allgemeine Sehnen nach Leidenschaft und Romantik haben sie gemeinsam.
  • Neugierige, kreative und erfinderische Menschen sind häufig offen für neue Erfahrungen und fantasieren auch sehr schnell über sie. Es muss dabei nicht immer zu Umsetzung kommen – aber wenn, dann extravagant.

Gut und schön, denkt ihr euch. Aber will man sich wirklich von einer Studie sagen lassen, was man für einen Charakter hat? Häufig verändern sich auch sexuelle Fantasien und Neigungen, nicht aber die Persönlichkeit. Auch kommen viele Studien zu gleichen Fragestellungen zu unterschiedlichen Ergebnissen, was die Frage nach konkreten Persönlichkeitsmerkmalen angeht. Einig sind sich die Studien jedoch in der Frage im Umgang mit der eigenen Sexualität. Offene Persönlichkeiten neigen demnach eher dazu, sich mit den Fragen der eigenen Sexualität auseinander zu setzen.

Früher wurde eine sexuelle Orientierung schnell mit einer sexuellen Störung gleichgesetzt und auch heute neigt man schnell dazu, Dinge zu verurteilen. Dies kann einem auch bei einem Selbst passieren. Häufig ist dies schlichtweg Quatsch und führt schnell zu einem verqueren Verhältnis zu sich selbst. Schnell blockiert man Erkenntnisse und Einsichten und nimmt sich selbst die Chance, offen gegenüber seinem Partner, sein zu können, da man Dinge an sich selbst für unnormal hält oder es einem peinlich ist, was man mag oder fühlt.

Studien und wissenschaftliche Forschung mögen uns bisher nur Anhaltspunkte und Richtungen aufzeigen, wie es um unsere sexuelle Orientierung steht, aber sie können uns helfen, uns selbst besser zu verstehen oder Problemen mit unserer eigenen Sexualität vorzubeugen.

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